Rostende Chevrolets, farbenfrohe Häuserfassaden und „Bésame mucho“-Klänge an jeder Straßenecke – wer nach Kuba reist, begegnet zwangsläufig diesen Klischees. Und irgendwie erwartet, ja wünscht man sich das ja auch, oder nicht?
Als ich in den ersten beiden Augustwochen das Karibikland durchreiste, staunte ich immer wieder: „Das sieht ja hier tatsächlich so aus!“
Natürlich konnte ich mich nicht erwehren, in einem fort die Kamera zu zücken und die bunten Farben, die malerisch verfallenden Kolonialbauten oder die üppige Vegetation einzufangen.
Wie ich gereist bin, wo auf Kuba ich unterwegs war, welche Orte und Begegnungen mich besonders beeindruckt haben? Seht selbst und kommt mit nach Kuba.
Vamos!
Rundreise in der Kleingruppe
Meine Reise habe ich mit Aventoura gebucht, einem Freiburger Reiseveranstalter, der auf Lateinamerika spezialisiert ist und unter anderem Kuba-Rundreisen in kleinen Gruppen anbietet.
Ich reise allein an. Meine Reisepartner kenne ich bisher nicht, sondern treffe sie erst im Bus, der uns vom Flughafen von Havanna abholt. Weil ich lange auf meinen Koffer warten musste, steige ich als letzte in den Minibus. Hier sitzen sie schon: eine dreiköpfige Familie, Mutter mit Sohn und Tochter im Teenageralter, und zwei alleinreisende Frauen wie ich. Erleichterung: Die sehen alle wirklich sehr sympathisch aus! Und das ist gut so, denn die nächsten zwei Wochen werden wir sehr viel Zeit miteinander verbringen. Auch mit den beiden Kubanern, die uns begleiten: unserem deutschsprachigen Guide und dem Busfahrer.
14 Tage Rumba, Rum und Revolution
Zugegeben, Rumba habe ich nicht wirklich getanzt auf meiner Kubareise. Dafür fast täglich Rum getrunken (in Form von leckeren Mojitos oder Piña Coladas). Und die Revolution begleitet einen auf Kuba ohnehin auf Schritt und Tritt.
Aber von Anfang an…
Ich stelle euch hier diejenigen Stationen meiner Kuba-Rundreise vor, die mich besonders beeindruckt haben:
Havanna
Eine lebhafte Stadt mit malerisch verfallenden Häusern und sonnigen Gassen, durch die Touristen flanieren.
Wer möchte, kann sich per Pferdekutsche oder – noch stilvoller – im Oldtimer durch das Zentrum Havannas fahren lassen.
Wir waren dagegen zu Fuß (und gelegentlich mit dem Bus) unterwegs. Unser Reiseleiter führte uns zu geschichtsträchtigen Plätzen von Havanna Vieja (der Altstadt) wie der Plaza de Armas, zur Kathedrale, zum Kapitol sowie zum Hotel Dos Mundos, in dem schon Ernest Hemingway abgestiegen war…
Auch das moderne Havanna ließen wir nicht aus: die weite Fläche der Plaza de la Revolución erinnert jeden Havanna-Touristen daran, dass er sich in einem kommunistischen Land befindet. Hier mutet die Stadt plötzlich wie ein tropisches Moskau an…
An der Stirnseite des ausdehnten Platzes, jenseits einer mehrspurigen, aber nur von vereinzelten Autos befahrenen Straße, ragt ein markantes Bauwerk martialisch in die Höhe: das José Martín Memorial.
Schwarzgefiederte Truthahngeier ziehen still und mit ausgespannten Flügeln ihre Bahnen um den hohen Turm. Die Sonne scheint unerbittlich heiß vom Himmel. Eine seltsame Einsamkeit liegt auf diesem Ort.
Abgesehen von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Havannas besuchen wir auch Vororte, in die sich kaum Touristen verirren: Mit der Fähre überqueren wir die Bucht von Havanna und besichtigen die Iglesia de Nuestra Senora de Regla, eine schmucke kleine Kirche mit einer schwarzen Madonna.
Spannender aber finde ich unseren Spaziergang durch die Straßen von Regla und später durch das angrenzende Viertel Guanabacoa: Hier erlebe ich erstmals den Alltag der Einheimischen, sehe, wie sie in Geschäften mit leergefegten Regalen geduldig Schlange stehen, wie sie auf einem schattigen Mäuerchen sitzend auf den Bus warten, der wer-weiß-wann kommen mag, wie sie in Hauseingängen lehnen oder zügigen Schrittes eine Palette Eier nach Hause tragen.
Viñales – wo der Tabak wächst
Nach zwei Tagen verlassen wir Havanna und reisen nach Westen. Besonders beeindruckend finde ich das Valle de Viñales (Viñales-Tal), wo Kubas weltberühmter Tabak zuhause ist. Die Landschaft ist fast außerirdisch schön: buckelartige Kalksteinhügel, die mogotes, dazwischen sanfte Täler, alles bewachsen von Vegetation in üppigstem Grün – fast scheint es, als hätte es uns in eine Landschaft der Jurazeit verschlagen, lang bevor Menschen ihre Spuren auf der Erde hinterließen…
Aber halt: da sind doch ein paar Häuser und Holzhütten zu sehen. Wenn auch nur vereinzelt. Hier leben die Tabakbauern, hier werden die Tabakblätter zum Trocknen aufgebreitet.
Wir besuchen einen der Tabakbauern von Viñales, Gerardo den Jüngeren. Seit mehreren Generationen lebt seine Familie vom Tabakanbau.
Ein paar kleine Gebäude stehen dicht gedrängt inmitten der Felder und Wiesen. Hühner staksen samt Küken gackernd durch das Gras, ein Pferd steht an einen Baum gebunden, ein freundlicher Hund wacht über das Geschehen. Gerardo ist gerade dabei die Kuh zu melken, als wir kommen.
Er beendet seine Arbeit in Ruhe, dann geht er voran in eines der Häuser, eine Hütte, die aus zwei Räumen besteht und in der gekocht und gegessen wird. Eine alte Frau steht am Herd. Gerardo setzt sich an den großen Tisch, wir nehmen um ihn herum Platz und er beginnt vom Tabak zu erzählen, von Familientradition und von kubanischen Zigarren. Er zeigt uns Tabakblätter und wie man damit eine Zigarre rollt. Eine Kostprobe gibt es natürlich auch.
„Gar nicht so übel“, ist mein Fazit, auch wenn ich deswegen keine Zigarrenraucherin werde.
Trinidad – bunt bunt bunt sind alle meine Häuser
Drei Tage verbringen wir insgesamt im Westen Kubas, besichtigen Orte wie Pinar del Río, besuchen eine Manufaktur für edle Humidore (Zigarrenkisten aus wertvollen Hölzern), baden im Meer und wandern durch den Regenwald. Auf dem wunderschönen, weitläufigen Gut La Guabina übernachten wir: es gibt Stauseen, in denen man baden kann, Pferde- und Rinderweiden, freilaufende Hühner und Schweine – ein echtes Idyll!
Doch es geht weiter, diesmal nach Osten: hinein in das quirlige Leben von Cienfuegos und vor allem Trinidad.
Die malerische Kolonialstadt Trinidad gefällt mir unglaublich gut. Zwar ist sie sehr herausgeputzt und wirkt wie einer Postkarte entsprungen, aber die kopfsteingepflasterten engen Straßen, die Oldtimer, die darüber rumpeln, die Hausfassaden in strahlendem Blau, Gelb, Rot, die schattigen Innenhöfe und die Stufen neben der Kathedrale, auf denen allabendlich ein buntgemischtes Publikum Salsa- und Rumbaklängen lauscht – all das verzaubert mich.
Drei Tage machten wir in Trinidad Quartier und fuhren von dort ins Hinterland: Ein Ausflug zu Pferde, Baden im badewannenwarmen Karibischen Meer und eine Wanderung durch den Regenwald standen auf dem Programm. Auch den Torre Iznaga im Zuckermühlental stiegen wir hinauf: ein 45 Meter hoher Turm, der aus der Zeit der Zuckerbarone stammt. Von der luftigen Höhe aus überwachten sie ihre Sklaven in den umliegenden Feldern.
Santa Clara: Ach du heilige Revolution!
Gegen Ende der Reise ist es soweit: Wir wandeln auf der Spuren des Che, des Commandante. Am Stadtrand von Santa Clara griff 1958 die Rebellenarmee unter dem Kommando von Ernesto Che Guevara einen gepanzerten Zug, den tren blindado, der Regierungsarmee an und erbeutete die Waffen, die darin transportiert wurden. Waggons des Zuges bilden heute ein kleines Freiluftmuseum am Rand des Stadtzentrums.
Wesentlich eindrucksvoller ist aber das Mausoleum, in dem die aus Bolivien überführten Gebeine von Che Guevara und seinen Mitstreitern bestattet sind. Eine Ausstellung huldigt dem charismatischen Helden der Revolution mit allem, dessen man habhaft werden konnte: ein Stuhl aus dem Haus von Ernestos Großmutter, Bücher, die er einmal gelesen hat, und Erinnerungsstücke seiner Weggefährten.
Verlässt man Grabstätte und Museum und umrundet das Mausoleum, dann steht man der sechs Meter hohen Bronzestatue Che Guevaras gegenüber. Stolz und kriegerisch geht sein Blick in die Ferne, für immer zum Helden und Märtyrer stilisiert steht er da. Die Touristen zücken die Kameras.
Jibacoa: Ausklang am Strand
Karibik ganz ohne Palmenstrand und All Inclusive? Das geht natürlich nicht! Die letzten zwei Tage verbrachten wir entspannt in einer Hotelanlage in Jibacoa, ungefähr eine Stunde von Havanna. Das Essen und vor allem die Cocktails (serviert im Plastikbecher statt stilvoll in der Ananas!) ließen hier zu wünschen übrig, aber der Strand mit seinen Kokospalmen und Mangroven war umso schöner.
Wie schon zu Beginn meiner Reise in Havanna war ich hier von Postkartenmotiven umgeben:
Auch wenn mir zwei Tage im Strandhotel völlig reichten: sehr entspannend und ein gelungener Abschluss für meine Kubareise war es allemal!
Mein Fazit
Kuba ist ein wunderschönes, vielfältiges und spannendes Reiseland. Für mich war die Gruppenreise ideal: ich musste mich um nichts kümmern, sondern konnte mich ganz auf meine Reiseendrücke konzentrieren, alles hat reibungslos geklappt und nette, lustige Reisegefährten hatte ich obendrein.
Der Reiseanbieter: Aventoura
Verantwortungsvoller Tourismus, Nachhaltigkeit und die Einbeziehung von Einheimischen wird bei Aventoura großgeschrieben. Dieses Konzept finde ich sehr sympathisch und bei meiner Kubareise war es ausgezeichnet umgesetzt.
Dafür mache ich gern Werbung. 😉 Wenn ihr eine Individual- oder Gruppenreise nach Lateinamerika plant, dann seht euch das Angebot von Aventoura genauer an. Ich war von der reibungslosen Organisation und Durchführung meiner Kubareise sehr angetan und kann nur meine wärmste Empfehlung aussprechen.
liebe steffi, wunderschöne worte&orte! ich bin sehr froh, sie miit dir 2wochen lang geteilt zu haben!
Vielen lieben Dank! 🙂 Diese Reise werde ich auch in besonderer Erinnerung behalten! Liebe Grüße
Es war mir eine Freude. mit dir noch einmal Kuba zu bereisen, das ich vor zehn Jahren besuchte. Deine Foto sind sehr eindrucksvoll. Wir reisten damals auf eigene Faust. Das Quartier hatte ich übers internet gefunden. und wir (mein Mann und ich) waren höchst zufrieden, denn so nahmen wir von Anfang an teil am Alltagsleben unserer Gastgeber in Havanna, die uns nach einer Woche an andere Vermieter in Benares weitervermittelten. Eine wunderbar gelassene, friedliche Reise war das. Liebe Grüße! Gerda
Liebe Gerda, das freut mich! Ich kann mir gut vorstellen, noch einmal nach Kuba zu reisen und dann auf eigene Faust unterwegs zu sein. Wir haben auch insgesamt 4 Nächte bei einheimischen Gastgebern in „casas particulares“ übernachtet. Gerade durch solche persönlichen Kontakte lernt man ein Land ja viel besser verstehen und gewinnt viel tiefere Einblicke. Wie seid ihr damals unterwegs gewesen? Hattet ihr ein Mietauto? Liebe Grüße, Stefanie